Freitag, 10. Mai 2019

Fahrt zur Insel

... oder
So langsam wird es Zeit!

Schon eine Woche ist vergangen, so langsam wird es Zeit, mal wieder einen Post zu schreiben.
Man fängt vorne an, also mit der Reise.

Früher, als ich noch jung und fit war, also vor wenigen Jahren, hab‘ ich die Strecke von zuhause bis zur Insel, 936 km, am Stück bewältigt. Dreimal ca. 300 km mit zwei längeren Pausen. Heuer, im Alter von nahezu 75, ist das zu anstrengend. Wenn man in die Jahre kommt, macht sich anstelle von Stress und Hektik auch mehr die Gemütlichkeit breit. Also fahren wir in Etappen, hälftig zu je ca. 450 km an zwei Tagen.
Sich freitags auf den Weg zu machen, auch noch in einer Woche mit Feiertag und Brückentagen, schien mir sehr risikoreich. Aber wider Erwarten ging es sehr flott voran, mit nur einem einzigen Stau auf der A5 hinter Frankfurt bei Friedberg. Stop-and-go, zum Glück mit mehr Go als Stop, aber die Schlange mit Lkw auf der rechten Spur war beängstigend gewaltig.
Wenn man eine längere Fahrt vorhat, sollte man am besten nicht vor Fahrtantritt zum Frühstück zwei große Tassen Kaffee trinken, so wie ich, leichtsinnigerweise. Denn schon bei Frankfurt meldete sich die Blase, die zunehmend Entleerung forderte. Aber sucht mal im Großraum Frankfurt Parkplätze mit WC an der Autobahn, die haben Seltenheitswert.
Aber ausgerechnet im Stau kamen wir an einem Parkplatz – mit WC – vorbei, der auch in Bezug auf eine „Staupause“ Erleichterung verschaffte. Aber fragt nicht, wie es da aussah. Drei Unisex-Toiletten, total verkifft, schmutzig und stinkend. Und eine lange Reihe von Mülltonnen, aber alle prallvoll. Ein Zumutung. Man muss sich schämen für solche Zustände in einer der führenden Nationen dieser Welt.
Aber insbesondere in letzter Zeit gibt es ja immer mehr Lebensreiche, in denen unsere früher so schmucke Bundesrepublik gewaltig ins Hintertreffen geraten ist. Vormals auf vorderen Plätzen in Rankings der Nationen dieser Welt landen wir heute immer häufiger nur im Mittelfeld oder gar auf hinteren Plätzen.

Die zweigeteilte Fahrt Richtung Sønderho hat sich jedenfalls bewährt.
Nach dem Frankfurt-Stau ging’s zügig bis zur Region Hannover, unserer Zwischenstation.
Am nächsten Tag von Hannover bis zum Ziel war es ebenfalls erträglich, mitunter voll und deswegen zäh, z. B. durch Hamburg, aber phasenweise auch erstaunlich leer. Den einzigen Stau hatten wir an der Grenze – was sonst; aber nur zwei Kilometer. Und ob der vielen, meist unendlich langen Baustellen (mit 60 oder 80 km/h) haben wir mittlerweile einen gewissen Gleichmut entwickelt.

Inzwischen ist die A7 ja von Hamburg bis Bordesholm nigelnagelneu, leider durchgängig mit Begrenzung auf 120 km/h; die Fahrbahndecken müssen eingefahren werden. Mit relativem Entsetzen hörten wir dann im Radio, im Landtag werde darüber diskutiert (die Grünen wollen das), diese Beschränkung dauerhaft zu belassen. „Dann macht’s doch wenigstens wie die Dänen, also 130 km/h!“ ging mir durch den Kopf.


Apropos Baustellen: Wir haben noch etwas erlebt, was neu für uns war. Eine 7 km lange Baustelle, zweispurig, mit Überholverbot und der bebilderten Anweisung „versetzt fahren“ – Ups! noch nie gesehen!. Die Recherche hinterher ergab, dass das seit zwei Jahren so eingerichtet werden darf – in engen Baustellen mit einer geringen „Überholspur“-Breite von 2,00 oder 2,10 Metern.
Wie breit ist mein Fahrzeug? Unter Punkt 19 der Zulassungsbescheinigung ist das zu finden, allerdings ist der dortige Wert ohne (!) Außenspiegel … aber »Achtung!«, die Beschränkung gilt für die Breite mit Außenspiegeln. In der 406 Seiten umfassenden „Betriebsanleitung“ habe ich dieses Maß (bis jetzt) nicht gefunden. Im Internet findet man den Tipp: Vordere Seitenscheiben runter und mit einem flexiblen Maßband selbst messen. Viele VANs oder SUVs oder Transporter, die auf der beschränkten Überholspur unterwegs sind, überschreiten die für das Überholen erlaubte Breite deutlich. Aber auch sehr viele „zierlich wirkende, normale“ Fahrzeuge sind breiter als erlaubt.

Dieses Schild ist das bessere.
Denn das Obige macht glauben:
Rechts Lkw, links Pkw.
Der ADAC hat eine (natürlich nicht vollständige) Liste parat. Nach Aussage des Automobilclubs sind heute über 70% der Fahrzeuge inkl. Außenspiegel breiter als 2 Meter.
Unser Auto ist 30 mm zu breit. Aber deswegen nicht überholen dürfen? Immerhin bringen 10 km/h mehr doch einen Zeitgewinn, … glaubt man! Es ist aber viel weniger als man denkt: 7 km Baustellenlänge mit 70 km/h statt erlaubter 60 km/h zu durchfahren bringt gerade mal 1 Minute. Dafür lohnt es nicht, sich an breiten und schwankenden und manchmal nicht die Spur haltenden Lkw vorbeizuquetschen. Höchstgefährlich! Und zugleich gegen das Überholverbot ob der Fahrzeugbreite zu verstoßen. Das kann teuer werden. Das Ding „Überholverbot + versetzt fahren“ funktioniert überhaupt nicht. An einer Auffahrt im Baustellenbereich fuhr ein Polizeifahrzeug auf, fuhr mittig über der gestrichelte Linie, die Laufschrift auf dem Dach zeigte „Überholverbot“ und „versetzt fahren“. Sogar die „Trottel“ unmittelbar vor oder hinter der Polizei kapierten das immer noch nicht. Diese Regelung wird – da bin ich sicher – zum Flop.

Wird das konsequent beachtet, dann bewegt sich der ganze Tross längs der Baustelle mit der Geschwindigkeit des langsamsten Fahrzeugs. „Schmidtchen Schleicher“ gibt das Tempo vor, ojemine!
Und die Bildung einer Rettungsgasse, das lernen wir nie!


Die Beschäftigung mit diesem Thema und die Erkenntnis, dass die Übertretung der Geschwindigkeit viel weniger bringt als man denkt, sollte doch zu einem gesitteteren Fahrstil führen:
Keep cool and calm!

Wenn ich auf der Autobahn von Frøslev nach Esbjerg Havn (152 km) statt 130 km/h ein „bisserl schneller“ fahre, z. B. mit Tempomat 137 km/h, gewinne ich gerade mal 4 Minuten. 1:06 statt 1:10 Stunden. Forget it, lohnt nicht.


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